Schwalbenschwanz Verbindung
In diesem Blogartikel lernst du eine Schwalbenschwanzverbindung mit der Zinkenformel zu berechnen, um danach die Verbindung fachgerecht und sauber herstellen zu können.
Darüber hinaus bekommst du weitere Informationen zur Schwalbenschwanzverbindung und eine detaillierte Schritt für Schritt zum Einfachen nachmachen der Zinkenverbindung
Die klassische Eckverbindung aus der Brettbauweise spielt auch heute noch eine enorm wichtige Rolle in der Schreinerausbildung. Im Berufsgrundschuljahr, bei der Zwischenprüfung im 2. Lehrjahr oder bei der Gesellenprüfung (klassischer Schubkasten) kommt weiterhin die Schwalbenschwanzverbindung zum Einsatz.
Dies hat den Hintergrund, da bei dieser Verbindung die sorgfältige und akkurate Arbeitsweise des Schreiners mit Handwerkszeugen hervorragend beurteilt werden kann.
Es erfordert eine Menge Geschick, Durchhaltevermögen und eine exakte Herangehensweise, um den Schwalbenschwanz fachgerecht herzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Informationen zur Schwalbenschwanzverbindung
Was ist eine Schwalbenschwanzverbindung?
Die offene Zinkung, halbverdeckte Zinkung, schräge Zinkung und der Einzinker sind Schwalbenschwanzverbindungen.
Diese Schwalbenschwanzzinken sind eine mehrfach keilförmig verzahnte Eckverbindung aus Holz.
Der Schwalbenschwanz ist auf Zug belastbar, hoch dekorativ und ermöglicht das Arbeiten des Holzes (Quellen und Schwinden).
Warum eine Schwalbenschwanzverbindung?
Die offene Zinkung, halbverdeckte Zinkung, schräge Zinkung und der Einzinker sind Schwalbenschwanzverbindungen.
Diese Schwalbenschwanzzinken sind eine mehrfach keilförmig verzahnte Eckverbindung aus Holz.
Der Schwalbenschwanz ist auf Zug belastbar, hoch dekorativ und ermöglicht das Arbeiten des Holzes (Quellen und Schwinden).
Wie eine Schwalbenschwanzverbindung herstellen?
Klassisch mit Handwerkzeugen wie Gestellsägen, Japansägen und Stemmeisen. Maschinell mit Oberfräsen, Zinkenfräsgerät und Zinkenschablone.
Welche Schwalbenschwanzverbindungen gibt es?
- Offene Zinkung (Schwalbenschwanzzinkung)
- Halbverdeckte Zinkung
- Verdeckte Zinkung (Gehrungszinken),
- Ortszinken (einseitig auf Gehrung)
- Fingerzinken (Eckverbindung)
- Fingerzapfen (T-förmig in Fläche)
- Schräge Zinkung
- Trichterzinkung
- Teufelszinken
- Doppelter Schwalbenschwanz
- Doppelter Schwalbenschwanzstoß
Was sind Bauernzinken?
Eine ausgeführte Zinkung mit 3 Schwalben, obwohl nach Formel 6 Schwalben nötig wären. Dies wurde als Zeitersparnis und Arbeitserleichterung oft bei alten Bauernmöbel gemacht.
Wie berechnet man Schwalbenschwänze?
Mit der Zinkenformel werden die Zinken, Schwalben und die Anzahl der Teile berechnet.
Anzahl der Schwalben = Holzbreite / (1,5 x Holzstärke)
Anzahl der Schwalben = 100 mm / (1,5 x 20 mm)
Anzahl der Schwalben = 3,33 ~ 3
Anzahl der Teile = (Schwalben x 3) + 1
Anzahl der Teile = (3 x 3) + 1
Anzahl der Teile = 10
- Die Anzahl der Teile ist immer um 1 größer als das 3er Einmaleins (4, 7, 10, 14, 16 …)
- Bei der Berechnung der Schwalben stets abrunden (3,3 = 3 Schwalben, 6,8 = 6 Schwalben)
Probe:
(Schwalbe = 2 Teile, Zinken = 1 Teil)
3 Schwalben*2 + 4 Zinken*1 = 10 Teile
Wie geht eine regelmäßige Zinkeneinteilung?
Die regelmäßige Zinkeneinteilung erfolgt durch Berechnung mit der Zinkenformel.
Was ist das Zinkenverhältnis?
- 1 : 6 (9,5°) für Weichholz
- 1 : 7 (8,1°) für Hartholz
Die Zinkenschmiege ermöglicht ein schnelles Anreißen.
Wie Zinkung maschinell herstellen?
- Zinkenverbindungen lassen sich in Verbindung mit Oberfräse und Zinkenfräsgerät, oder Zinkenschablone herstellen.
- Fingerzinkung ist sehr gut mit Fräsern herzustellen.
- Minizinken als Verleimhilfe in Volholz.
Was ist ein Schwalbenschwanz im Handwerk?
- Die Schwalben erinnern an den Schwanz einer Schwalbe.
- Schwalbenschwanz und Zinken ergeben eine auf Zug belastbare Zinkenverbindung.
Höre was der Meister spricht, belaste ja die Schwalben nicht. Der Fachmann wählt die Zinken aus, denn diese halten lasten aus.
Welche anderen Holzverbindungen gibt es?
- Schlitz- und Zapfenverbindung
- Schlitz- und Zapfenverbindung mit Nut/Falz oder auf Gehrung
- Doppelzapfenverbindung
- Gratleiste
- Überblattung, Kreuzüerblattung, Ecküberblattung
- Gestemmte Zapfenverbindung
- Stegverbindung mit Keil
- Gestemmte Hirnleiste
- Nagelverbindungen
- Schraubenverbindungen
- Dübelverbindungen
- Lamelloverbindungen
- Gespundete Verbindungen
Schwalbenschwanz berechnen
Schwalbenschwanzzinkung berechnen
Bevor wir mit dem anreißen der Schwalbenschwanzzinkung beginnen, müssen wir uns mit der Zinkenformel berechnen wie viele Zinken und Schwalben unsere Verbindung später haben muss.
Ausschlaggebend dafür sind immer die Holzbreite und die Holzstärke. Dies ist auffallend praktisch, da die Zinkenformel so für alle Materialbreiten und Stärken möglich ist. Mit der Zinkenformel berechnen wir die klassische Zinkeneinteilung im Seitenverhältnis 1:6 – 1:7.
Das Ergebnis der Zinkenformel steht aber gewiss nicht in Stein gemeißelt. So kann z.B. aus optischen Gesichtspunkten oder aus Gründen der Zeitersparnis von der Berechnung abgewichen werden.
Die Schreiner früherer Zeiten haben beispielsweise oft Schubkästen mit nur 2 Schwalben angefertigt, obwohl die Zinkenformel 5 Schwalben ergeben hätte. Als Folge dessen konnten die Schreiner sicherlich sehr viel Arbeitszeit sparen.
Diese Zinkenverbindungen, die man heute oft bei älteren Vollholzmöbeln findet, sind landläufig als sogenannte „Bauernzinken“ bekannt.
Schwalbenschwanz berechnen mit der Zinkenformel
Anzahl der Schwalben = Holzbreite / (1,5 x Holzstärke)
Anzahl der Schwalben = 50 mm / (1,5 x 24 mm)
Anzahl der Schwalben = 1,34 ~ 1
Anzahl der Teile = (Schwalben x 3) + 1
Anzahl der Teile = (1 x 3) + 1
Anzahl der Teile = 4
Probe:
(Schwalbe = 2 Teile, Zinken = 1 Teil)
1 Schwalben*2 + 2 Zinken*1 = 4 Teile)
Wir wissen nach der Berechnung mit der Zinkenformel, dass wir unsere Brettbreite in 4 gleiche Teile einteilen müssen und die Zinkenverbindung aus 1 Schwalbe und 2 Zinken bestehen werden.
Schwalbenschwanz anreißen
Holzauswahl bei der Schwalbenschwanzverbindung
Die Hölzer werden so mit dem Schreinerdreieck zusammengezeichnet, dass die „rechte Seite“, die Kernseite des Bretts nach außen zeigt. Dies hat den Hintergrund, damit beim „Arbeiten des Holzes“ die Brüstungsfugen an der Zinkenverbindung dauerhaft dicht bleiben.
Das Schreinerdreieck, ebenso bekannt als Ordnungszeichen, zeigt uns genau an, wie unsere Hölzer ausgearbeitet werden müssen. Es verhindert gleichwohl Fehler bei der späteren Ausarbeitung. Das Schreinerdreieck ist stets die Erste Markierung auf unseren Hölzern. Es wird mit einem spitzen Bleistift und dem Schreinerwinkel angerissen und erst nach dem Verleimen wieder abgeschliffen.
Wir fertigen in diesem Beispiel ein linkes oberes Eck. Dabei ist das linke Brett das Zinkenstück und das obere Brett das spätere Schwalbenstück. In diesem Zusammenhang spricht man auch davon, dass das Zinkenstück „durch geht“.

Einfache Holzstärke anreißen
Es wird mit dem Streichmaß die „einfache Holzstärke (24 mm) + 1 mm“ an beiden Hölzern sauber ringsherum angerissen. Dabei mit dem Streichmaß nicht übermäßig Druck ausüben, da alle Risse am Ende wieder herausgeschliffen werden und dies „quer zur Faser“ zeitintensiv und nur mit einem hohen Materialabtrag möglich ist.
Die Zugabe von 1 mm sorgt dafür, dass die Verbindung nach dem Verleimen beidseitig leicht übersteht. Dies erleichtert uns das Verputzen mit dem Putzhobel enorm, da nur das überstehende Hirnholz bestoßen wird.
Am Zinkenstück die halbe Holzstärke anreißen
Mit dem Streichmaß die halbe Holzstärke (12 mm) am Hirnholz des Zinkenstücks anreißen. Dabei das Brett am Besten in die Hinterzange einspannen, um mit beiden Händen das Streichmaß sicher zu führen.
Einspannen der Bretter in der Hobelbank
Das Zinkenstück unter Beachtung des Schreinerdreiecks in die Hinterzange eingespannt. Das Schwalbenstück wird bündig danebengelegt.

Anreißen der doppelten Holzstärke am Schwalbenstück
Die doppelte Holzstärke (48 mm) am Schwalbenstück von der Oberkante aus anreißen.

Diagnale anzeichnen
Am Schwalbenstück mit Hilfe der Diagonale die Brettbreite in 4 gleiche Abschnitte eingeteilt. Dabei ist 1 Teil z.B. 20 mm und die Diagonale bei 4 Teilen als 80 mm lang.

Schwalbenschwanz Teilungsrisse übertragen
Jetzt werden die 4 Teile auf die halbe Holzstärke am Zinkenteil und die doppelte Holzstärke am Schwalbenteil angerissen.
Es wird der 1. Riss oben am Zinkenstück, der 2. Riss unten am Schwalbenstück und der 3. Riss wieder oben am Zinkenstück angezeichnet.
Dabei besteht der Schwalbenschwanz aus 3 Rissen!

Es werden die Risse am Zinkenstück und Schwalbenstück verbunden. Es entstehen Schwalben und Zinken.

Die Schwalben werden sofort mit dem Kreuz für den Abfallbereich gekennzeichnet, da diese zuerst ausgearbeitet werden.

Risse am Schwalbenschwanz überwinkeln
Es werden die Risse am Zinkenstück beidseitig nach unten überwinkelt und die Abfallbereiche mit einem Kreuz gekennzeichnet.
Zinken einsägen
Zinken mit der Japansäge auf „halben Riss“ einsägen. Nach dem Sägeschnitt ist im Optimalfall der halbe Bleistiftriss weiterhin zu sehen und der andere Bleistiftriss weggesägt sein.
Als Rechtshänder am besten stets rechts vom Riss im Abfallbereich sägen. Ein Drehen des Zinkenstücks ermöglicht es, immer rechtsseitig vom Riss im Abfallbereich zu sägen.
Mit der japanischen Säge möglichst geradlinig nach unten sägen. Für diese Arbeit eignen sich japanische Sägen wie „Dozuki“ oder „Ryoba“ besonders gut. Da Japansägen, anders als die klassische deutsche Absetzsäge „auf Zug“ arbeiten, haben japanische Sägen ein ungewöhnlich schmales Sägeblatt für einen äußerst feinen Sägeschnitt.

Zinken ausstemmen
Nach dem einsägen die Zinken vollständig mit Stechbeitel und Klüpfel (Holzhammer) ausstemmen.
Dabei dient eine aufgespannte Leiste als Hilfsanschlag, der ein
Verrutschen unter den Riss verhindert. Die Zinken werden grundsätzlich
immer von zwei Seiten ausgestemmt.

Es empfiehlt sich zunächst nur eine feine Kerbe auszustemmen. Dadurch
liegt der Abfallbereich auch nach dem Umdrehen des Bretts satt auf und
federt während der Bearbeitung nicht.

Das Zinkenstück muss bei diesem Arbeitsschritt vollständig und sauber ausgearbeitet werden.

Erst wenn das Zinkenstück vollständig nachgearbeitet ist, kann das Übertragen der Schwalben beginnen.

Schwalbenstück anzeichnen
Es werden die Schwalben auf Grundlage der Zinken angezeichnet. Dabei wird das fertige Zinkenstück auf das Schwalbenstück gestellt und die Schwalben mit dem Bleistift angezeichnet. Dabei unbedingt das Dreieckszeichen beachten!
Diese Risse werden nun mit dem Schreinerwinkel auf das Hirnholz übertragen. Zum besseren Aussägen, werden die diagonalen Risse mit der Schmiege auf die andere Brettseite übertragen.

Die Schwalben werden nun ebenfalls auf „halben Riss“ ausgesägt und mit dem Stechbeitel wie oben ausgearbeitet. Ich empfehle für ein leichteres Ausarbeiten der Schwalben ein Stemmeisen mit 4 mm Breite.

Schwalbenschwanzverbindung zusammenstekcken
Nach dem Ausarbeiten beider Teile können wir unsere Schwalbenschwanzverbindung zusammenstecken. Geht es nicht sofort zusammen, muss die Verbindung mit dem Stemmeisen leicht nachgearbeitet werden.

Schwalbenschwanz verleimen und verputzen

Fazit
Ich hoffe ich kann dir mit dieser Anleitung zur Berechnung und Herstellung der Schwalbenschwanzzinkung etwas helfen!
Über deine Fragen und Rückmeldungen in den Kommentaren freue ich mich sehr.
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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
Das ist wirklich eine sehr gute Erklärung wenn frau ein bisschen vom Schreinerhandwerk versteht und die verwendeten Begriffe kennt. Ich habe meine erste Zinkung mit 16 Jahren hergestellt (das Muster habe ich noch), heute bin ich 70 und hatte vergessen wie es geht. Danke herzlich für die tolle Beschreibung.
Die beste Anleitung über Schwalben und Zinken, die ich gelesen habe. Vielen Dank für diese feine Arbeit!
Hab mal eine Frage beim Anreißen, wird laut Anleitung 2x die Brettdicke aufgetragen und dann auf Mitte Brett mit den Teilungen angerissen. Das ist aber dann nur 1:5 und nicht 1:6??
siehe hier wird 2,5xBrettdicke aufgetragen.
http://www.weiter-mit-bildung.be/fileadmin/Uploads/—Dateien_ab_September_2014/2014-2015_Lehrlingsausbildung/%C3%9Cbungsst%C3%BCcke_Schreiner_SJ_2016-2017/C01_1._Jahr/%C3%9Cb6offene_Zinkenverbindung-d.pdf
Bitte um Info
MfG
Josef Leili