Schüler lernen während der Fertigung des Ulmer Hockers vier Fichtenbretter mit Verbindungsmitteln wie Dübel, Domino und Formfeder unter Beachtung der Verleimregeln dauerhaft zu verbinden. Die eingebrachten Verbindungsmittel ermöglichen den Schülern den fachgerechten Umgang mit Flachdübelfräse, Dominofräse und Duo- Dübler zu erlernen.
Verbindungmittel selbst vergrößern dabei die Leimfläche und erleichtern es enorm die Bretter danach mit Schraubzwingen zu verleimen.
Gestemmte Hirnleisten aus Buchenholz dienen als Flächensicherungen. Um einen sicheren Stand des Hockers zu ermöglichen, werden die Hirnleiste nach der Verleimung noch mit einer Einsatzfräsung an der Tischfräsmaschine ausgefräst. Somit steht der Hocker nur noch an den vier Eckpunkten auf und kippelt deutlich weniger.
Die Eckverbindung des Ulmer Hockers wird traditionell mit einer offenen Zinkenverbindung (Schwalbenschwanzzinkung) hergestellt, diese ist formschlüssig und ermöglicht das Quellen und Schwinden des Holzes. Diese wunderbare Holzverbindung wird auch heute noch mit Stemmeisen und Handsägen herstellt.
Ein gehobelter Rundstab aus Buchenholz hält den selbst gebauten Hocker dauerhaft in Form. Damit der Ulmer Hocker leicht transportiert werden kann, wird in die Sitzfläche ein individuelles Griffloch mit der Handoberfräse eingefräst.
Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
Vielen Dank für das positive Feedback!!!!
Die angegebenen Maße sind nicht die des original HfG-Ulmer Hockers, sondern die des sog. Ulmer Hockers der Schweizer Firma wb-Form (von Max Bill authorisiert).
Die originalen Maße der Hochschule für Gestaltung sind:
H 450 mm
B 400 mm
T 300 mm
Die Höhe des Einbaus des Rundstabs ergibt sich aus der Forderung, dass die Fläche darüber bis zur Unterseite der Sitzfläche ein Quadrat bilden muss.
Entgegen der oft zu lesenden Behauptung, Max Bill habe zusammen mit Hans Gugelot den Hocker entwickelt, ist wohl auch eher richtig, dass Gugelot ihn zusammen mit dem Werkstattleiter der HfG, Paul Hildinger, konzipiert hat. Im HfG-Archiv ist ein entsprechender Leserbrief von Inge Aicher-Scholl zu lesen, in dem diese das richtig stellt.
Im Ulmer HfG-Archiv läuft derzeit noch eine Sonderausstellung zum Ulmer Hocker bis 27.02.2022.
https://hfg-archiv.museumulm.de/ausstellung/ulmer-hocker/
Vielen Dank für diese Berichtigung!!!
ich war gestern in der Ausstellung und habe auch mal den Rundstab nachgemessen. Bei fast allen ausgestellten Hockern war der Rundstab 25 mm im Durchmesser (einer hatte 27 mm). Auch in einer der ersten Zeichnungen ist das Maß des Rundstabs mit 25 mm angegeben.
Aber wie auch beim Rietveld-Stuhl gibt es natürlich einige Versionen mit leicht geänderten Maßen.